Auf der Jagd nach Passierschein A38
Wir haben die Ostertage ein wenig zum Verschnaufen genutzt. Nun aber geht es wieder mit Karacho zur Sache. Und wir sind natürlich besorgt, dass wir ein ähnliches Schicksal erleiden wie Asterix und Obelix, die in einem römischen Verwaltungsgebäude auf der Jagd nach dem Passierschein A38 fast wahnsinnig werden, weil jedes Formular nur ein weiteres Formular bedingt und beide kreuz und quer durch sämtliche Stockwerke des Gebäudes geschickt werden. Wir werden uns bemühen, es Asterix und Obelix gleichzutun und den Spieß umzudrehen. Doch bevor wir uns dem Behördenirrsinn widmen, gibt es leider wenig Erfreuliches zu verkünden.
Hilferuf aus Niedersachsen
Wir haben euch Ende letzten Jahres ja vom Schicksal der schwangeren Alleinerziehenden erzählt, der zuerst ihr Kind vom Jugendamt weggenommen wurde und die dann kraftlos und unter starken Beschwerden leidend eine Abtreibung vornehmen lassen musste. Wir sind da nach wie vor mit großen Engagement bei der Sache, die Schweigepflichtsentbindung und Vollmachten (u.a. für Jugendamt, Schule, Familienkasse, Jobcenter, etc.) füllen bei uns schon einen eigenen Ordner. Trotz aller Bemühungen ist die Situation ziemlich verfahren. Der kleine Junge wird in der Schule gemobbt. Viele – wenngleich nicht alle – Beteiligte, die eigentlich über das pädagogische Rüstzeug verfügen, schieben dem Kleinen die Schuld zu. Er sei nicht beschulbar und verhaltensauffällig und könne nicht mit gleichaltrigen Kindern angemessen interagieren. Das ist – mit Verlaub – Nonsens.
Das Kind wird in der Schule von einem Bully in der Klasse angegangen, dieser sorgt dafür, dass sich andere Kinder nicht mit dem Kleinen spielen trauen, wie mir eine Mutter eines Klassenkameraden bestätigte. Dazu kommt, dass er in der Schule von älteren Kindern schon mal auf die Toilette verschleppt und dort schikaniert wird. Und auch rassistische Sprüche „Ich will nicht mit dir spielen, weil du schwarz bist“ sind gefallen. Der aufgeweckte, liebe Junge hat Ostern in Berlin verbracht und dabei auch viel mit fremden Kindern gespielt. Keine Sekunde gab es Probleme, im Gegenteil. Das bringt uns zu der Feststellung, dass da etwas gewaltig schief läuft in dem beschaulichen Örtchen. Als der Kleine am Ostermontag zurückfuhr, hat er den gesamten Sonntag schon geheult und gebeten, nicht wieder in diesen bösen Ort zurück zu müssen. So etwas bricht uns das Herz, zumal all unsere Gespräche bislang ja zu keiner Besserung geführt haben. Die Situation ist vertrackt, die Mutter noch immer von der Angst durchdrungen, dass das Jugendamt jederzeit wieder vor der Tür stehen und ihr das Kind erneut wegnehmen könnte. Wir müssen da handeln, das steht außer Frage und werden ab jetzt alles daran setzen, Mutter und Kind nach Berlin zu holen. Eine temporäre Unterkunft ist schon in Aussicht, am Rest arbeiten wir. Eine längerfristige Wohnung ab August 2022 wird dringend gesucht! Und da es auch bei der Bewilligung von Leistungen hinten und vorne klemmt, bitten wir euch, den Beiden finanziell ein wenig unter die Arme zu greifen.
Jobcenter – scheibchenweise!
Beginnen wir mit einem Berliner Jobcenter, dessen Verzögerungstaktiken der Leistungsteams uns bereits länger besonders negativ aufgefallen ist.
In einem Fall hat es sogar dazu geführt, dass eine junge Geflüchtete seit mehreren Wochen ohne Krankenversicherung in einem Berliner Krankenhaus liegt. Mittlerweile hat sich der Sozialdienst des Krankenhauses des Falls angenommen. Doch setzt das Jobcenter weiter auf Verzögerung, in dem es längst abgegebene Unterlagen nochmals anfordert. Ganz so als hätte einen Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid bzw. eine von mir formulierte Bitte um Überprüfung gegeben.
Und das ist kein Einzelfall! Ein uns nahestehender Geflüchteter wird im Wochentakt aufgefordert, Unterlagen nachzureichen. Immer schön per Salamitaktik. Anfang April kam dann plötzlich ein Schreiben, in dem angemahnt wurde, dass gar kein Weiterbewilligungsantrag vorläge und man dies dem Geflüchteten bereits vor Wochen per Nachricht auf dem Anrufbeantworter(!) mitgeteilt habe. Diesem Bullshit werden wir entgegentreten. Dem mittlerweile in Arbeit befindlichen Geflüchteten haben wir zur Überbrückung finanziell unter die Arme gegriffen.
Nachteilige WBS-Auslegung
Und das ist es noch lange nicht mit dem Behördenwahnsinn. Der Bezirk Neukölln ist von einem gut geführten Wohnungsamt verwöhnt, aber das Wohnungsamt eines anderen Bezirks bereitet uns doch einiges Kopfzerbrechen. Wir haben den Verdacht, dass eine Sachbearbeiterin prinzipiell möglichst nachteilige WBS – nämlich 160er – für Geflüchtete ausstellt. In einem Fall beispielsweise wurde einem Geflüchteten, der im letzten Jahr circa 16000 Euro an Einkommen und Sozialleistungen bezogen hat, ein zukünftiges Jahreseinkommen von fast 27000 Euro brutto unterstellt. Der Geflüchtete ist übrigens gerade ab Anfang Mai wieder ohne Beschäftigung. Bewerbungsschreiben sind zwar schon raus, dennoch ist unsere Hoffnung nicht sehr groß, dass die 27000 Euro brutto nur ansatzweise realistisch sind.
Auch einem anderen Geflüchteten wurde ein durch Zulagen erklärbarer Ausreißermonat kurz vor Antragstellung zum Verhängnis. Auch hier ging die selbe Sachbearbeiterin davon aus, dass sich das auch über die nächsten 12 Monate weiter so fortsetzt. Auf den schriftlichen Hinweis verlangt die Sachbearbeiterin nun Belege, dass nicht von weiteren zulagenstarken Monaten auszugehen ist. Als könne man dies voraussehen!