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Aus unserer Beratungspraxis (I)
Fragwürdiger DNA-Test
Ende letzten Jahres ging eine hochschwangere Geflüchtete mit ihrem Freund, der einen deutschen Pass besitzt, zum Bürgeramt, um bereits vor der Geburt die Vaterschaftsanerkennung in die Weg zu leiten. Man vertröstete sie mit den Worten, dass das nach der Geburt recht unkompliziert erledigt werden könnte. Denkste! Dem Baby geht es zwar blendend, mehr nach 9 Monate später ist die Beurkundung der Vaterschaft aber noch immer ausgesetzt, weil die Behörden erst einen DNA-Test sehen wollen. Nun ist so ein DNA-Test ja nicht wirklich günstig. Zumal der Kindsvater gerade in einer Ausbildung ist und sich nicht einfach so ein paar Euro dazuverdienen kann. Noch übler aber ist, dass die Sache mit dem DNA-Test in keinem der vorliegenden Schreiben auftaucht, sondern den Eltern nur mündlich kommuniziert wurde. So geht das natürlich nicht! Die Notwendigkeit eines DNA-Test möchte ich zumindest mal schwarz auf weiß lesen. Ein diesbezüglicher Brief ist raus. Jetzt heißt es abwarten.
otelo ist Mist
Ein Praxistipp: Hände weg von otelo, der Discount-Marke von Vodafone. Bereits seit März 2022 beschäftigt uns folgender Fall. Ein Ende Februar 2022 abgeschlossener Sim-only-Mobilfunktarif wurde den vollmundigen Versprechungen eines Händler in Berlin-Neukölln nicht gerecht. Es folgte daher ein an otelo gerichteter Widerruf des Vertrags. Ein paar Wochen später kam als Antwort, dass das der Vertrag bestenfalls beim Händler widerrufen werden könne und sonst natürlich über die vereinbarte Laufzeit von 24 Monaten weiterginge. Wir haben daraufhin im Frühsommer letzten Jahres den Verbraucherschutz Berlin konsultiert und ein Antwortschreiben aufgesetzt. Danach war Ruhe, die Ruhe vor dem Sturm. Im Frühjahr 2023 nämlich erhielt der Geflüchtete Post von einem Inkassounternehmen. Auch hier setzte ich unverzüglich einen Brief auf, der dem Inkassounternehmen mitteilte, dass die Forderung zu Unrecht bestehe. Vor ein paar Wochen nun kam ein neuer Brief, dass in der Angelegenheit Rücksprache mit Vodafone gehalten wurde und die Forderung berechtigt sei. Wir reden mittlerweile über einen Betrag von fast 600 Euro, für den es keine Gegenleistung geben hat, weil der Geflüchtete die SIM-Karte nur wenige Tage genutzt hatte. Fassen wir nochmals zusammen: Dubiose Händler, die Mobilfunkprodukte aufschwatzen, machen die Drecksarbeit. Etwaige Einwände zum abgeschlossenen Vertrag werden vom Mobilfunkanbieter abgeschmettert, indem auf die Zuständigkeit des Händlers verwiesen wird. Wenn es um das Eintreiben vermeintlicher Schulden geht, ist dann aber der Mobilfunkanbieter zuständig. Was macht die für Verbraucherrechte zuständige Politik eigentlich so beruflich?
Kommunenirrsinn
Gleich mehrere Fälle mit geradezu absurden, teils absurden Nachforderungen diverser brandenburgischer Landkreise beschäftigen uns derzeit. Alle Fälle eint, dass die Kreiskassen jeweils einige Tausend Euro für Nutzungsentgelte aus dem Jahre Schnee haben wollen. Und als wären diese astronomischen Nutzungsentgelte nicht schon problematisch genug, kommen noch Zinsen und Säumniszuschläge dazu, die schon mal 30 Prozent der Gesamtforderung ausmachen. In der gesamten Debatte um die Unterbringung Geflüchteter wird so gern von der Belastung der Kommunen gesprochen. Was dabei oft unerwähnt bleibt, sind die – höflich ausgedrückt – bescheidenen Wohnverhältnisse, die sich die Kommunen, sobald Geflüchtete in Arbeit sind, dann mit vielen hundert Euro in Monat versilbern lassen möchten. Das ist schon ein starkes Stück. Und nicht selten kommen solch Forderungen mit arger Verzögerung und bedeuten dann einen finanziellen Genickbruch. In zumindest einem Fall haben wir es bei den geforderten Nutzungsentgelten sogar mit einem Geflüchteten zu tun, der seit 2014 in Deutschland ist und bis dato noch keine Arbeitserlaubnis hat. Eine Nachfrage an die Kreiskasse des Landkreises ist seit über einem Monat unbeantwortet. In der ganzen Diskussion über Belastungsgrenzen der Kommunen wird deren eklatante Missverwaltung mit keiner Silbe erwähnt. Schade!
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Immer locker bleiben, Sisyphos!
Immer locker bleiben, muntern wir uns auf. Aber momentan ist nichts einfach und alles kompliziert. Doch lest selbst, warum wir uns wie Sisyphos fühlen.
Vorab eine große Bitte: Unsere Spendenkasse (PayPal.Me/neukoellnhilft) ist leer. Zögert also nicht, wenn ihr helfen wollt und könnt, denn… Weihnachten naht!
Tausend Sorgen und kein Cent
Die letzten Monate habe ich so einiges an Hirnschmalz investiert, um den Schuldenberg eines Geflüchteten zu überblicken. So einige der bösen Briefe sind auf das Fahren ohne Ticket zurückzuführen, doch da sich der Geflüchtete auch verbal mit der Polizei angelegt hat, weil er sich rassistisch behandelt fühlte, waren auch die einige Brief von Staatsanwaltschaft und Gericht dabei. Die Tagessätze, zu denen er verurteilt wurde, lassen wenig Hoffnung zu. Dazu gesellt sich noch die eine oder andere schikanöse Forderung des Landkreises. Das Arbeitsverbot, mit dem er zudem von der Ausländerbehörde belegt wurde, zwingt ihn zur Untätigkeit. Und die Sorgen ertränkt er in Alkohol. Es ist schade, denn er ist ein kluger und zugleich charismatischer Kerl. Nun war der Plan, dass ich Ratenzahlungen aushandle und er durch eine illegale Beschäftigung Geld verdient, um mindestens 150 Euro im Monat abzustottern. So weit die Theorie. Dieser Tage nun rief er mich an und teilte mir mit, dass es mit der Arbeit nichts wird und er somit die ausgehandelten Ratenzahlungen nicht leisten könne. Dass es für ihn scheinbar keine Lösung gibt, ist extrem betrüblich. Ja, mit seiner impulsiven und aufmüpfigen Art steht er sich selbst im Wege. Aber nein, sein Leben müsste so bescheiden nicht sein. Ich bin ratlos.
Hausverbot in der VHS
Das ist mir so auch noch nicht untergekommen. Dass mir ein Brief vor die Nase gehalten wird, in welchem ein brandenburgische VHS gegenüber einer geflüchteten Frau ein Hausverbot ausspricht. Die Frau war allem Anschein nach nicht zum ersten Mal verbal mit dem Dozenten des Integrationskurses aneinandergeraten, fühlte sich schlecht behandelt. Als die Lehrkraft begann, den Wortwechsel per Smartphone zu filmen, kam es zur Eskalation. Die Frau wurde des Kurses verwiesen und wollte den Raum nicht verlassen, weshalb die Polizei eingeschaltet wurde. So das Bild, welches sich durch die Schilderung der Geflüchteten und der von mir erbetenen Stellungnahme der Direktorin der VHS ergibt. Ich habe natürlich versucht, bei der VHS eine Aufhebung des Hausverbots und die Versetzung in einen anderen Kurs zu erwirken. Leider ohne Erfolg. In der Antwort hielt man der Geflüchteten vor, dass sie nicht regelmäßig am Kurs teilgenommen habe. Die Geflüchtete wiederum argumentiert, dass sie teils deshalb nicht kommen hatte können, weil ihre Kinder daheim krank gewesen wären. Das Problem. welches sich nun stellt, ist der Mangel an alternativen Kursangeboten im Landkreis. Für mich bleibt der Eindruck, dass die Geflüchtete hier von der VHS im Stich gelassen wurde. Die Andeutung der Leitung, dass die Geflüchtete aufgrund familiärer Probleme derzeit mit einem Integrationskurs überfordert wäre, halte ich für problematisch. Die mir bekannten Probleme der Familie bestanden zumindest 2021 darin, dass die Kinder der Familie den Selbstmord eines befreundeten, geflüchteten Nachbarn quasi live miterleben mussten und viel darüber sprachen. Fassen wir also zusammen: Die Frau hat es nicht leicht und statt konstruktiven Hilfsangeboten werden ihr immer weiter Steine in den Weg gelegt. Es ist eine Schande!
Die Last der Unterhaltungsverpflichtungen
Müde schaute der Geflüchtete aus, als ich ihn dieser Tage vormittags in einem Kreuzberger Cafe traf. Er kam gerade aus der Nachtschicht eines prekären Knochenjobs. Trotz Zulagen darf er sich am Ende des Monat nur über 1400 Euro netto freuen. Und dann ist da noch der Wisch vom Jugendamt, wonach er für seine beiden Kinder, die er wochenends sehen darf, gefälligst Unterhalt zu zahlen hat. Nach Jahren, in denen er von Sozialleistungen abhängig war, gelang ihm diesen Sommer der Einstieg ins Berufsleben. Im Sommer schien noch alles gut zu werden. Er freute sich, endlich arbeiten zu dürfen, selbst ein Zimmer in Berlin hatte er gefunden. Doch nun soll er 232 Euro monatlich an Unterhalt und zudem bereits aufgelaufene Schulden an die Unterhaltsvorschusskasse in Raten bezahlen. Er zeigte mir seine Kontoauszüge, bejammerte gestiegene Wohn- und Stromkosten, zählte mir seine Verpflichtungen – er muss auch seine Familie in der Heimat helfen – auf. Da bleibt für ihn so gut wie nichts. Ich habe jetzt in einem Akt von Ratlosigkeit nochmals um eine Überprüfung des ermittelten Unterhalts angesucht und allerlei Belege hingeschickt. Er schöpfte Hoffnung. Müde freilich war er immer noch.
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Update am Ende einer turbulenten Woche
Eine turbulente Woche neigt sich dem Ende zu. Lassen wir doch mal die Geschehnisse Revue passieren! Ehe wir uns die Tage mal den deprimierenden Stoff reinziehen, geht es heute relativ harmlos zu.
Vorab wie immer unsere Bitte: Unterstützt uns, sofern euch dies in diesen Zeiten möglich ist. Herzlichen Dank! Der Link: https://paypal.me/neukoellnhilft
Ein Lottotreffer und kein Glück
Zimmer/Schlafplatz in Berlin wird ab 15.10. dringend gesucht!
Was hat er doch wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt, als er mir die frohe Kunde mitteilte. Der junge Geflüchtete aus dem Tschad hat einen Job gefunden und zwar einen, bei dem er mit einem Gabelstapler durch eine große Fabrik eines sehr angesehenen Unternehmens vor den Toren Berlins düsen darf. Er kann es kaum erwarten, Mitte Oktober dort anzufangen. Es fühlt sich für ihn wie ein Lottotreffer an, mindestens aber wie das Ende vieler Widrigkeiten an. Der Haken an der Geschichte? Er bräuchte dafür ein WG-Zimmer oder zumindest eine Couch, idealerweise im Osten Berlins. Denn im Moment wohnt er im Südwesten Brandenburgs, ein tagtägliches Pendeln ist nicht praktikabel. Und bislang ist seine so optimistisch begonnene Suche noch glücklos geblieben. Falls ihr etwas wisst oder anzubieten hat, meldet euch bitte bei uns. Denn was ist schon ein gefühlter Lottotreffer ohne Dach über dem Kopf!
Money for nothing (Inkassomathematik)
In der Stimmung für ein wenig Zahlenjongliererei? Ein Geflüchteter, nennen wir ihn einen sympathischen Chaoten, war mit einem Telefonvertrag 2021 ins Straucheln gekommen. Dass er aus der Misere nicht rauskam, ist übrigens auch einem Arbeitsverbot einer berüchtigten Ausländerbehörde zu verdanken. Zu aller Erst aber natürlich seiner Verpeiltheit! Es kam, wie es kommen musste, die Chose, ursprünglich eine Forderung über knapp 460 Euro, war mit Vollstreckungsbescheid auf circa 708 Euro angewachsen. Ein berüchtigtes Inkassoanwaltsbüro tat seinen Job, eine Begleichung der Schuld in kleinen Raten wurde vereinbart. Dafür wurde noch einmal eine Teilzahlungsgebühr von knapp über 152 Euro fällig, wodurch die Gesamtschuld also auf ungefähr 860 Euro anwuchs. Und obwohl seit über einem Jahr jedes Monat per Lastschrift ein paar Euro zurückgezahlt wurden, beträgt die Restschuld (auch dank Zinsen) noch immer fast 760 Euro, also sogar über dem im Vollstreckungsbescheid genannten Betrag. Das erste Jahr der Rückzahlung stand also unter dem Motto „Money for nothing“. Besagte 760 Euro sind, so in einem dieser Tage eintrudelnden Schreiben, nun sofort in voller Höhe fällig. Der Geflüchtete ist völlig verdattert und fragt nach dem Grund. Wir trauen Inkassoanwälten zwar grundsätzlich alles zu, werden aus dem Schreiben aber auch nicht schlau. Nächste Woche schaut da eine uns bekannte Schuldenberaterin da mal drauf.
Der Grund, weshalb wir euch dies erzählen: Es braucht endlich eine vernünftige Politik, die gangbare Wege aus Schuldenfallen ermöglicht. Wenn sich eine völlig berechtigte Ursprungsforderung von knapp 460 Euro auf die fast doppelte Höhe aufbläht, dann ist das Bockmist und verhindert einen geordneten Weg aus der Armut. Das geht so nicht weiter!
Dem Untergang geweiht (Tesla-Edition)
Wir verraten euch die bittere Wahrheit nur ungern: Wir werden alle sterben. Und zwar womöglich nicht hochbetagt auf ein erfülltes Leben zurückblickend, sondern vermutlich Minuten, nein, vielmehr Sekunden, nachdem Elon Musk dank Tesla, SpaceX und Starlink die Weltherrschaft erlangt hat. Woher wir das wissen? Ein Geflüchteter, der dieser Tage bei Tesla angefangen hat, war mit den Tücken des Tesla-Intranets überfordert. Einerseits bekam er ständig die Nachricht von Human Ressources seine Daten schnellstens zu überprüfen, weil er sonst den Lohn um einen Monat verspätet erhalten würde, andererseits wurde ihm trotz Nachfrage nicht erklärt, was denn genau fehlt. Und da bat er mich um Unterstützung. Und was soll ich sagen, das Tesla-Intranet war auf seinem alten iPhone nicht zu verwenden. Also haben wir uns auf meinem Smartphone eingeloggt, um etwaige fehlende Angaben nachzutragen. In puncto Useability war es eine einzige Katastrophe. Von einem Weltkonzern wie Tesla hätte ich so etwas nicht erwartet. Wer immer dies hier zusammengeschrottet hat, sollte besser nicht an den wirklich wichtigen Projekten herumprogrammieren.
Was übrigens noch gefehlt hatte, war ein Notfallkontakt, das Religionsbekenntnis sowie die gewünschte Anrede. Jetzt steht einer pünktlichen Lohnzahlung hoffentlich nichts mehr im Wege. Außer vielleicht ein unterirdisches Inside-Tesla-Portal.
Bye-bye Nürnberg!
Sie sind Bruder und Schwester. Beide sind aus Nigeria und als Drittstaatler wegen des Kriegs in der Ukraine nach Deutschland gekommen.. Er hat in der Ukraine Medizin studiert, sie hat eine Krankenschwesterausbildung gemacht. Jetzt sind beide in Deutschland. Er in Berlin, wo er schon Deutschkurse absolviert und eine Arbeit gefunden hat. Eine bewundenswerte Unterstützerin hat für ihn gerade eine Ausbildung eingefädelt, welche ihm wiederum eine Bleibeperspektive bietet und – auf längere Sicht gesehen – hoffentlich die Fortsetzung des Studiums. Er ist well spoken und smart, wenngleich ihn das bürokratische Wirrwarr der vergangenen Monate doch extrem frustriert. Bei seiner Schwester sieht der Fall leider anders aus. Sie hatte das große Pech, nach Bayern verteilt zu werden. Die blutjunge Frau ist mit der Situation gänzlich überfordert. In Nürnberg gestrandet hat es bislang noch nicht mit einem Deutschkurs geklappt. Jetzt wäre es eigentlich logisch, dass sie zu ihrem Bruder nach Berlin zieht. Der hat immerhin schon eine eigene Wohnung gefunden. Wenn das mal im Jahre 2022 keine Leistung ist! Aber so einfach ist ein Transfer nach Berlin leider nicht.
Bruder und Schwester kommen aus einer für nigerianische Verhältnisse nicht eben armen Familie aus Lagos, der größten Stadt des Landes. Das Argument vieler Drittstaatler aus der Ukraine, wonach eine Rückkehr in ihr Heimatland nicht zumutbar sei, greift hier nicht. Der deutsche Staat sollte natürlich dennoch ein großes Interesse haben, dass Bruder und Schwester Studium und Ausbildung hier fortsetzen können. Speziell im Bereich Pflege herrscht doch Personalmangel. Warum nur werden Drittstaatler aus der Ukraine noch immer nicht als Chance begriffen, sondern müssen im besten Fall den Weg über studienferne Ausbildungen gehen? Denn mit etwas Glück wird die junge Frau nun einen Wisch erhalten, wonach ihr ein Einstieg in eine Ausbildung zugesagt wird, wenn sie nach Berlin umverteilt würde. Eine Ausbildung im Dienstleistungsgewerbe wohlgemerkt. Den Traum vom Krankenschwesterdasein kann sie sich vorerst abschminken. Doch immerhin, hoffentlich heißt es bald Bye-bye Nürnberg.
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Back im Business – Mobilfunkmiseren
Danke für all die Genesungswünsche. Bei mir geht die Quarantäne zu Ende, danke an Brigitte, dass sie hier und auf Twitter die Stellung gehalten hat. Kaum dass ich mich auskuriert habe, warten schon genug neue Probleme – kleine wie große – darauf, in Angriff genommen zu werden. Heute gebe ich Einblick in den Ärger, den Mobilfunkfirmen so verursachen.
Doch vorab bitte ich euch einmal mehr um Support. Jeder Euro zählt, um Geflüchteten unter die Arme greifen zu können: https://paypal.me/neukoellnhilft. Etwa mit 9-Euro-Tickets, beim Begleichen von Raten oder schlicht als Beitrag zum Lebensunterhalt. Vielen Dank für eure bisherige Unterstützung!
Ein paar erklärende Worte vorweg: Viele der Sorgen, die dieser Tage an mich herangetragen werden, scheinen auf den ersten Blick harmlos, wenn man sie in Relation zu den dramatischen Notlagen der Vergangenheit setzt. Die Angst vor einer quasi täglich drohenden Abschiebung ist nicht mit jener vor (nicht selten ungerechtfertigten) Mahnungen oder Inkassoschreiben zu vergleichen. Frustration und Desillusionierung verursachen letztere trotzdem. Und zwar in nicht zu unterschätzendem Maße.
otelo ist böse
Fassen wir die Lage doch mal kopfschüttelnd zusammen. Ein Geflüchteter hatte sich Ende Februar 2022 in einem Shop in der Karl-Marx-Straße einen SIM-Vertrag aufschwatzen lassen. Da zwischen den Versprechungen des Händlers und dem Kleingedruckten des Vertrags dann doch Welten klafften, habe ich dem Geflüchteten eine Reklamation samt Widerruf formuliert. Dieser wurde an otelo, einer Tochterfirma von Vodafone, geschickt und ging am 22.03.2022 auch bei otelo ein. Anfang April kam vom otelo-Kundenservice die Rückmeldung, dass für ein Storno einzig der Händler zuständig sei. Das Schreiben interpretierte der Geflüchtete freilich falsch, zahlte die monatliche Grundgebühr nicht weiter und wandte sich erst wieder im Juni an mich, als inzwischen auch ein Inkassoschreiben von über 540 Euro eingetrudelt war. Da eine erneute Reklamation vorerst unbeantwortet blieb, ging ich mit dem Geflüchteten zum Verbraucherschutz, wo ein nochmaliges Schreiben wegen einer unberechtigten Forderung aufgesetzt wurde. otelo zeigte sich auch davon unbeeindruckt und schreibt: „Wir beharren daher auf unsere Forderung und werden weitere Reklamation Ihrerseits final ablehnen.“.
Der Geflüchtete ist also für einen Monat Internetnutzung jetzt 540 Euro in den Miesen. Rechtlich ist da vermutlich ohne großen Aufwand wenig zu machen. Kulanzlösungen, wie ich sie in der Vergangenheit etwa bei o2 erlebt habe, sind allem Anschein nach nicht drin. Die Lehre daraus: otelo ist absolut nicht empfehlenswert. Die Kommunikation mit dem Kundenservice ist vertane Zeit. otelo nimmt die Beschwerde bezüglich irreführender Aussagen eines otelo-Produkte vertreibenden Mobilfunkshops nicht ernst. Kurzum, otelo ist böse.
Die Geschäftsgeheimnisse von Consors Finanz
Jeder Mensch hat so seine Wünsche. Ein uns nahestehender Geflüchteter wollte sich dieser Tage über die Webseite eines Smartphone-Giganten ein brandneues Telefon gönnen und dieses in Monatsraten bezahlen. Er kann es sich leisten. Er hat mehrjährigen Aufenthalt, einen nicht so schlecht bezahlten Job und eine tadellose SCHUFA. Nun wickelt der Finanzdienstleister Consors Finanz die Ratenzahlungen für die Firma ab. Unser Freund klickte sich durch den Kaufprozess, nur um danach sofort eine Ablehnungsmail von Consors Finanz zu erhalten. Ein wenig irritiert zeigte er mir die Mail, ich half ihm bei der Formulierung einer Mail, in der nach den Gründen für die Ablehnung gefragt wurde. Zwei Wochen später erhielt er eine aus meiner Sicht doch eher freche Antwort. Die für die Ablehnung erheblichen Information unterlägen dem Geschäftsgeheimnis. Sein Auskunftswunsch erstrecke sich nicht auf Informationen, die dem Geschäftsgeheimnis unterlägen. Die Entscheidung des Hauses hätte dabei keine Aussagekraft über die Bonität des Geflüchteten oder zukünftige Entscheidungen anderer Kreditinstitute.
Wir meinen, dass es dringend besserer Gesetze bedarf, die solch Firmen wie Consors Finanz zu mehr Transprarenz und Rechenschaft zwingen. Wir würden fast darauf wetten, dass es bei einem Herrn Meier oder einer Frau Schulz bei ähnlichem Einkommen und ähnlicher SCHUFA mit der Ratenzahlung geklappt hätte. Der Geflüchtete, der sich mit großem Fleiß hier etwas aufbauen will, war jedenfalls ziemlich desillusioniert.
Ins Stottern kommendes Abstottern
Machen wir uns nichts vor. Angesichts der Inflation wird auch denen mulmig, die sich nicht als von Armut direkt betroffen verstehen. Alles wird teurer, während Sozialleistungen und Löhne nicht im gleichen Maße steigen. Wer vor sechs Monaten schon wenig hatte, hat nun noch viel weniger. Punkt. Natürlich sind auch Rückzahlungsvereinbarungen davon betroffen. Wer schon vor der Krise Schulden, ob nun selbstverschuldet oder doof hineingeschlittert, nur in Raten abstottern konnte, rauft sich mittlerweile noch mehr die Haare, wie man das Geld für Ratenzahlungen auftreiben soll. Das interessiert natürlich Inkassofirmen und RechtsanwältInnen einen Dreck. Statt der Krise Rechnung zu tragen und Zahlungsmoral zu würdigen, wird bei jeder verspäteten Zahlung gleich die große Keule ausgepackt. Beispielsweise von einer Rechtsanwaltskanzlei, die Forderungen von mobilcom-debitel eintreibt.
Der Geflüchtete, der dieses Schreiben erhalten hat, hatte 2021 nach langem Warten endlich eine Arbeitserlaubnis bekommen und Anfang 2022 Arbeit in der Lebensmittelproduktion gefunden. Damit einher ging auch der Wunsch, vergangene Fehler – wie es der Mobilfunkvertrag war – endlich zu begleichen und die offenen Forderungen zu begleichen. Das ging solang gut, bis ihm eine extrem dubiose Forderung der Kreiskasse des zuständigen Brandenburgischen Landkreises zum Verhängnis wurde. Da wurde schwupps eine Pfändung auf sein Konto durchgesetzt, dadurch kam er mit der Rückzahlung der Forderung von mobilcom-debitel in Verzug. Zu allem Überdruss noch teilte ihm sein Arbeitgeber Anfang Juli mit, dass sein befristeter Vertrag nicht verlängert würde. Mit Anfang August hat er nun eine neue Arbeit gefunden, doch bis er wieder einigermaßen liquide ist, wird es natürlich dauern. Währenddessen steigen die Forderungen von mobilcom-debitel weiter an, während die Hoffnung auf eine geregelte Existenz kräftig schwindet.