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Update am Ende einer turbulenten Woche

Eine turbulente Woche neigt sich dem Ende zu. Lassen wir doch mal die Geschehnisse Revue passieren! Ehe wir uns die Tage mal den deprimierenden Stoff reinziehen, geht es heute relativ harmlos zu.

Vorab wie immer unsere Bitte: Unterstützt uns, sofern euch dies in diesen Zeiten möglich ist. Herzlichen Dank! Der Link: https://paypal.me/neukoellnhilft

Ein Lottotreffer und kein Glück

Zimmer/Schlafplatz in Berlin wird ab 15.10. dringend gesucht!

Was hat er doch wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt, als er mir die frohe Kunde mitteilte. Der junge Geflüchtete aus dem Tschad hat einen Job gefunden und zwar einen, bei dem er mit einem Gabelstapler durch eine große Fabrik eines sehr angesehenen Unternehmens vor den Toren Berlins düsen darf. Er kann es kaum erwarten, Mitte Oktober dort anzufangen. Es fühlt sich für ihn wie ein Lottotreffer an, mindestens aber wie das Ende vieler Widrigkeiten an. Der Haken an der Geschichte? Er bräuchte dafür ein WG-Zimmer oder zumindest eine Couch, idealerweise im Osten Berlins. Denn im Moment wohnt er im Südwesten Brandenburgs, ein tagtägliches Pendeln ist nicht praktikabel. Und bislang ist seine so optimistisch begonnene Suche noch glücklos geblieben. Falls ihr etwas wisst oder anzubieten hat, meldet euch bitte bei uns. Denn was ist schon ein gefühlter Lottotreffer ohne Dach über dem Kopf!

Money for nothing (Inkassomathematik)

In der Stimmung für ein wenig Zahlenjongliererei? Ein Geflüchteter, nennen wir ihn einen sympathischen Chaoten, war mit einem Telefonvertrag 2021 ins Straucheln gekommen. Dass er aus der Misere nicht rauskam, ist übrigens auch einem Arbeitsverbot einer berüchtigten Ausländerbehörde zu verdanken. Zu aller Erst aber natürlich seiner Verpeiltheit! Es kam, wie es kommen musste, die Chose, ursprünglich eine Forderung über knapp 460 Euro, war mit Vollstreckungsbescheid auf circa 708 Euro angewachsen. Ein berüchtigtes Inkassoanwaltsbüro tat seinen Job, eine Begleichung der Schuld in kleinen Raten wurde vereinbart. Dafür wurde noch einmal eine Teilzahlungsgebühr von knapp über 152 Euro fällig, wodurch die Gesamtschuld also auf ungefähr 860 Euro anwuchs. Und obwohl seit über einem Jahr jedes Monat per Lastschrift ein paar Euro zurückgezahlt wurden, beträgt die Restschuld (auch dank Zinsen) noch immer fast 760 Euro, also sogar über dem im Vollstreckungsbescheid genannten Betrag. Das erste Jahr der Rückzahlung stand also unter dem Motto „Money for nothing“. Besagte 760 Euro sind, so in einem dieser Tage eintrudelnden Schreiben, nun sofort in voller Höhe fällig. Der Geflüchtete ist völlig verdattert und fragt nach dem Grund. Wir trauen Inkassoanwälten zwar grundsätzlich alles zu, werden aus dem Schreiben aber auch nicht schlau. Nächste Woche schaut da eine uns bekannte Schuldenberaterin da mal drauf.

Der Grund, weshalb wir euch dies erzählen: Es braucht endlich eine vernünftige Politik, die gangbare Wege aus Schuldenfallen ermöglicht. Wenn sich eine völlig berechtigte Ursprungsforderung von knapp 460 Euro auf die fast doppelte Höhe aufbläht, dann ist das Bockmist und verhindert einen geordneten Weg aus der Armut. Das geht so nicht weiter!

Dem Untergang geweiht (Tesla-Edition)

Wir verraten euch die bittere Wahrheit nur ungern: Wir werden alle sterben. Und zwar womöglich nicht hochbetagt auf ein erfülltes Leben zurückblickend, sondern vermutlich Minuten, nein, vielmehr Sekunden, nachdem Elon Musk dank Tesla, SpaceX und Starlink die Weltherrschaft erlangt hat. Woher wir das wissen? Ein Geflüchteter, der dieser Tage bei Tesla angefangen hat, war mit den Tücken des Tesla-Intranets überfordert. Einerseits bekam er ständig die Nachricht von Human Ressources seine Daten schnellstens zu überprüfen, weil er sonst den Lohn um einen Monat verspätet erhalten würde, andererseits wurde ihm trotz Nachfrage nicht erklärt, was denn genau fehlt. Und da bat er mich um Unterstützung. Und was soll ich sagen, das Tesla-Intranet war auf seinem alten iPhone nicht zu verwenden. Also haben wir uns auf meinem Smartphone eingeloggt, um etwaige fehlende Angaben nachzutragen. In puncto Useability war es eine einzige Katastrophe. Von einem Weltkonzern wie Tesla hätte ich so etwas nicht erwartet. Wer immer dies hier zusammengeschrottet hat, sollte besser nicht an den wirklich wichtigen Projekten herumprogrammieren.

Was übrigens noch gefehlt hatte, war ein Notfallkontakt, das Religionsbekenntnis sowie die gewünschte Anrede. Jetzt steht einer pünktlichen Lohnzahlung hoffentlich nichts mehr im Wege. Außer vielleicht ein unterirdisches Inside-Tesla-Portal.

Bye-bye Nürnberg!

Sie sind Bruder und Schwester. Beide sind aus Nigeria und als Drittstaatler wegen des Kriegs in der Ukraine nach Deutschland gekommen.. Er hat in der Ukraine Medizin studiert, sie hat eine Krankenschwesterausbildung gemacht. Jetzt sind beide in Deutschland. Er in Berlin, wo er schon Deutschkurse absolviert und eine Arbeit gefunden hat. Eine bewundenswerte Unterstützerin hat für ihn gerade eine Ausbildung eingefädelt, welche ihm wiederum eine Bleibeperspektive bietet und – auf längere Sicht gesehen – hoffentlich die Fortsetzung des Studiums. Er ist well spoken und smart, wenngleich ihn das bürokratische Wirrwarr der vergangenen Monate doch extrem frustriert. Bei seiner Schwester sieht der Fall leider anders aus. Sie hatte das große Pech, nach Bayern verteilt zu werden. Die blutjunge Frau ist mit der Situation gänzlich überfordert. In Nürnberg gestrandet hat es bislang noch nicht mit einem Deutschkurs geklappt. Jetzt wäre es eigentlich logisch, dass sie zu ihrem Bruder nach Berlin zieht. Der hat immerhin schon eine eigene Wohnung gefunden. Wenn das mal im Jahre 2022 keine Leistung ist! Aber so einfach ist ein Transfer nach Berlin leider nicht.

Bruder und Schwester kommen aus einer für nigerianische Verhältnisse nicht eben armen Familie aus Lagos, der größten Stadt des Landes. Das Argument vieler Drittstaatler aus der Ukraine, wonach eine Rückkehr in ihr Heimatland nicht zumutbar sei, greift hier nicht. Der deutsche Staat sollte natürlich dennoch ein großes Interesse haben, dass Bruder und Schwester Studium und Ausbildung hier fortsetzen können. Speziell im Bereich Pflege herrscht doch Personalmangel. Warum nur werden Drittstaatler aus der Ukraine noch immer nicht als Chance begriffen, sondern müssen im besten Fall den Weg über studienferne Ausbildungen gehen? Denn mit etwas Glück wird die junge Frau nun einen Wisch erhalten, wonach ihr ein Einstieg in eine Ausbildung zugesagt wird, wenn sie nach Berlin umverteilt würde. Eine Ausbildung im Dienstleistungsgewerbe wohlgemerkt. Den Traum vom Krankenschwesterdasein kann sie sich vorerst abschminken. Doch immerhin, hoffentlich heißt es bald Bye-bye Nürnberg.

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